Shino Me

Unmasked myself

Bunter Blumenbeet mit blauer Sonnenschirm, umgeben von grünen Sträuchern.

Shino - Fährten suchen

 Wie ich mich einem jungen Menschen erklären würde..

Hi, 

ich bin Shino und stamme aus einer langen Reihe von Fährtensuchern. Das heißt, ich bin Autist. Das Wort hast du schon mal gehört und wunderst dich, was das mit Fährtensuchen zu tun hat? Lass es mich dir erklären.

Autistische Menschen hat es schon immer gegeben, sie saßen gemeinsam mit nicht autistischen Menschen schon vor vielen tausenden Jahren am Lagerfeuer. Alle zusammen haben dafür gesorgt, dass die Gruppe gut leben konnte. So ein Verhalten hat einen Namen: kooperatives Verhalten. Menschen machen etwas zusammen, damit es allen gut geht.

Wir haben Hunger - lass uns gemeinsam Essen besorgen

Unsere Vorfahren haben früher Mammuts gejagt, Beeren gesammelt und abends gemeinsam am Lagerfeuer gegessen. Es gab viele unterschiedliche Aufgaben, damit die Gemeinschaft überlebte.

Glücklicherweise sind wir Menschen unterschiedlich, können verschiedene Sachen gut. Um Beeren zu finden, brauchte man nicht nur Adleraugen, sondern musste den Blick ständig schweifen lassen und direkt bei "rote Beere" handeln. Kennst du jemanden mit ADHS? Die können so was meist besonders gut.

Wer in einer Gruppe große Tiere jagte, musste sich über größere Strecken verständigen, ohne laut zu rufen. Man sah sich in die Augen, um sicher zu sein, dass die anderen einen verstanden und bewegte die Muskeln im Gesicht, das nennt man Mimik.

Spuren lesen und verstehen

Man musste Spuren am Boden lesen können, denn die Fährte eines Tieres enthielt viele Geheimnisse. Lohnte es sich ihr zu folgen? Einige Menschen erkannten nicht nur das Tier, sondern auch, wie alt oder ob es müde war an den Spuren! Sie verglichen also eine Spur mit erlernten Mustern. 

Je mehr Muster sie sich gemerkt hatten, je mehr konnten sie aus einer Fährte lesen. Denn, wenn man einer Spur folgte, mussten jede Kleinigkeit einberechnet werden. Wurden die Schritte kürzer, war das Tier müde?

Dunkelheit und Stille

Selbst bei Dunkelheit folgten sie der Spur, ihre Augen mussten mit wenig Licht umgehen. Manchmal war es schrecklich heißt oder kalt. Sie ließen sich nicht ablenken. Das nennt sich #Hyperfokus halten.

Jeder Geräusch war von Bedeutung: ein Rascheln der Blätter, ein brechender Zeig konnten Anzeichen von Gefahr bedeuten. Wer Fährten sucht, muss all dies bewusst wahrnehmen - egal wie leise.

Und heute?

Diese Eigenschaften zum Fährtensuchen habe ich geerbt. Ich nehme all die kleinen Dinge wahr und erkenne Muster. Das war früher für das Überleben der Gruppe sehr wichtig. Unsere Fähigkeiten waren wichtig für die Gemeinschaft.

Leider leben wir beide in einer Zeit, die sehr laut ist. Wenn man jedes Geräusch mitbekommt, kann das belasten. Daher trage ich gerne Kopfhörer. Sie gleichen aus, dass ich viel mehr Geräusche wahrnehme als du.

Meine Augen reagieren stark auf Licht. Das war gut, um Spuren im Halbdunkel zu finden. Heute blinkt es überall und stresst dies mich sehr. Daher schütze ich mich.

Auch nutze ich oft eine andere Sprache und diese Sprache besteht nicht aus gesprochenen Worten. Dies nennt man non-verbal. Denn meine Vorfahren mussten nicht mit dem Gesicht "sprechen". Auch ich mache das kaum. Meine Vorfahren suchten ja alleine die Fährten, trafen sich aber abends am Lagerfeuer mit den anderen. Teilten Freud und Leid. 

Durch diese Unterscheide zwischen uns, verstehst du mich vielleicht falsch. Denkst, dass ich ernst gucke, dabei bin ich glücklich. Glaubst, ich mag dich nicht, wenn ich z.B. nicht immer mit dir weggehen will. Dabei schütze ich mich nur.

Sorgsam sein

Ich muss sehr sorgsam mit mir sein, denn ich lebe in einer Welt, die für dich gemacht ist. Nirgends werde ich mitgedacht. Und all die tollen Dinge, die mein Körper kann, gelten heute auf einmal als unwichtig. Einige machen sich sogar darüber lustig, z.B., wenn ich mich vor einem Zuviel schütze. Manchmal nehme ich mir zusätzliche Pausen, um mich vor dieser "BlingBling"-Welt zu erholen.

Manches empfinden wir anders: Du denkst, es ist leise, ich halte es für entsetzlich laut. Du denkst, etwas ist logisch und ich sehe in den Details, dass etwas nicht passt.

Daher müssen wir einander fragen: "Was fühlst du?", "Was denkst du?", "Was brauchst du?"

Wir gehören zusammen, doch nutzen wir unterschiedliche Sprachen. Keine ist besser als die andere. Wir empfinden manches anders, nehmen Einiges unterschiedlich wahr. Doch beide Arten sind gleich richtig.

 

Wir beide sind richtig - so wie wir sind.

 

"Unmask yourself"

Man hat dir tausendmal gesagt, wer du sein sollst. Jetzt ist es an der Zeit, dich auf deinen eigenen Weg zu machen. 

Beim Demaskieren geht es nicht um das Außenverhältnis, sondern um dich: 

Wer bist du? Was sind deine Möglichkeiten & Bedürfnisse? 

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